Ulrich

Soeben haben wir ein kräftiges Gewitter unter dem Dach von Deck7 verfolgt. Tut gut. So wird die Luft wieder mal gereinigt. Unser Crew-Arzt hat uns am Montag informiert, dass viele Menschen hier sehr unter dem Harmattan, dem heissen Wind voll mit Saharastaub leiden. Auch unter den Mitarbeitern gibt es einige, die Mühe haben mit Asthma und gereizten Augenschleimhäuten. Zusätzlich ist die Luftverschmutzung hier in Douala sehr hoch – 6x höher als der von der WHO festgelegte Höchstwert. Eigentlich würde man den Mt. Cameroon (4090müM) vom Schiff aus gut sehen. Doch der Harmattan trübt alles bis ca. Mitte oder Ende März ein. Am Wochenende wird wieder eine Gruppe von Mercy Ships den Berg besteigen. Über der Dunstglocke ist die Luft klar.

Doch nun zu Ulrich. Der 12 Jahre alte Junge wurde mit einer Krankheit geboren, bei der die Knochen schneller wuchsen als die Beinmuskeln (Quadrizeps Contracture). Seine erste Operation fand im September 2017 auf der Africa Mercy statt. Ärzte und Pflegepersonal sehen ja vieles hier, aber wie dieser Junge sich vorwärts bewegte und sitzen musste, berührte jeden.

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Der grösste Wunsch Ulrichs war, endlich aufrecht und so gross zu sein wie seine Kollegen.

Ulrich, among other patients, wait in the tent during screening.

Schaut mal, was mit seinen Beinen passiert, wenn er sich hinsetzt. Die Knie kann er nicht bewegen wegen den starken Kontrakturen. Die Kniegelenke sind im Laufe seiner Entwicklung gegen Hinten gebeugt worden. Doch die Orthopäden sahen grosse Hoffnung für den Jungen. So wurden die Kontrakturen in zwei Operationen gelöst und die Beine in die richtige Stellung gebracht.

Ulrich, with one leg straightened and one to go, smiling in the ward.

Nach der ersten Operation lacht er bereits über das ganze Gesicht. Sein Wunsch, seine Hoffnung auf eine aufrechte Haltung ist in Reichweite gekommen. Und wir staunen einfach immer wieder, was für Operationen auf diesem Schiff ausgeführt werden. Für die Chirurgen ist das sehr interessant, wie sie auch an den verschiedenen Mittwochabend-Weiterbildungen erzählen. Viele dieser Spezialisten kommen seit vielen Jahren jeweils für einige Wochen auf das Schiff. Solche Fälle sehen sie in ihren Ländern nicht. Nebst den Chirurgen und Anästhesisten braucht es auch Stationsärzte/-ärtinnen. Das sind meistens Allgemeinpraktiker zu Hause. Sie untersuchen die Patienten bei der Aufnahme und begleiten sie während dem Heilungsprozess auf der Station.

Ulrich verbrachte mehrere Monate auf dem Schiff und im HOPE Center. Mit intensiver Physiotherapie auf dem Dock hat er sein Ziel erreicht. Er läuft heute ohne Stöcke auf zwei graden Beinen aufrecht und wird mit viel weiterem Training bestimmt auch bald Fussball spielen.

Ulrich, orthopedic patient, stands with straight legs next to his mother.

Ulrich, orthopedic patient, stands joyfully with his newly straightened legs.

 

 

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